An(ge)dacht


Verantwortung wahrnehmen für die Schöpfung

 

Im Februar hab ich angefangen mit ihnen, da war ich voller Vorfreude und vor allem Lust auf Pflanzen. Mit den Winzlingen ging es los. In kleine Aussaattöpfe auf der Fensterbank hab ich die winzigen Samen gelegt, aus denen mal stattliche Tomatenpflanzen werden sollen. Und dann kam das Warten und Umsorgen. Genug Licht, genug Wasser, später pikieren, umziehen ins Gewächshaus, auspflanzen in die Erde, düngen, anbinden, ausgeizen, nach dem Rechten sehen. Es ist ein langer und spannender Weg vom Mini-Tomatensamen bis zur ersten reifen, selbstgezüchteten Tomate. Jetzt, Mitte Juni, sind meine Zöglinge schon recht groß, erste Blüten und sogar schon Fruchtansätze zeigen sich. Und doch bin ich in Sorge.

Eine große Freude will und will sich nicht einstellen. Seit Wochen hat es nicht nennenswert geregnet, all meine Regenfässer (insgesamt fast 800 Liter) sind leer. Der Tulpenbaum der Nachbarn schmeißt erste Blätter ab, im Juni! Ich zapfe mittlerweile Trinkwasser für meine Tomaten, Gurken, den Salat, die Erdbeeren und Kartoffeln. Täte ich es nicht, meine Zöglinge würden vertrocknen. Der Klimawandel ist auch in meinem Garten angekommen, so sehr ich auch wünschte, er wäre es nicht. Dabei ist der Sommer noch nicht mal richtig da. Wer weiß, was uns noch blüht im Juli und August?

Als ich ein Kind war, da waren der „saure Regen“ und die Atomkatastrophe von Tschernobyl große Themen. Nun, Jahrzehnte später, hat sich die Lage für unsere Mutter Erde noch verschärft. Wir leben deutlich über die natürlichen Ressourcen unseres Planeten und sind doch zu träge und bequem, um unser Verhalten zu verändern. Auch in unserer Gemeinde ist da noch Luft nach oben, sei es bei Gebäuden, bei der Entsiegelung von Flächen, beim Thema Fleisch, beim Müll, bei der Nutzung von Regenwasser, bei der Mobilität und eben bei unserem Alltagsverhalten. Gottes gute Schöpfung braucht uns als Christinnen und Christen, die für ihre Bewahrung sorgen! 

Im Presbyterium haben wir das Thema „auf dem Schirm“. In unserer Gemeinde gibt es mit Klaudia Raffler-Spierling eine Klimabeauftragte für das Thema. Es geht darum, Ideen zu sammeln, Kontakte zu Menschen zu knüpfen, die schon längst super Ideen und Erfahrungen zu mehr Nachhaltigkeit haben und Schritt für Schritt mit verschiedenen Maßnahmen unseren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Keiner hat gesagt, dass das leicht ist, aber Gott hat uns Menschen beauftragt, die Erde zu bebauen und zu bewahren.

Es ist höchste Zeit, dass wir mehr Kraft in diese Aufgabe investieren! „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7)

Nele Winkel