An(ge)dacht


Ich schreibe heute, Anfang Januar für die Ausgabe im Februar. Was ist am Jahresanfang naheliegender als ein Blick in die Zukunft.

Das tut auch die Landessynode 2024 unserer rheinischen Kirche, die in einer Woche tagen wird. Natürlich stehen auch dort zentrale Fragen der kirchlichen Zukunft auf der Tagesordnung. Sinkende Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen bei gleichzeitig steigenden  Ausgaben durch höhere Energie- und Personalkosten zwingt die Kirche auf allen Ebenen zu einem Um- und Rückbau. Gebäude müssen aufgegeben werden und Pfarrstellen werden abgebaut. Doch soll es nicht nur um Einsparungen gehen, so notwendig sie auch sind.

Es soll v.a. auch um die Frage gehen, wie kirchliches Leben in Gemeinden mit weniger finanziellen und personellen Möglichkeiten attraktiv gestaltet werden kann, so die Kirchenleitung. Zwei ganze Tage sind auf der Synode dafür vorgesehen, in denen sich die Synodalen mit Fragen auseinandersetzen sollen, wie: 

Wofür brennt unser Herz?

Was brauchen die Menschen von uns? 

Und wie geben wir dem in unseren Gemeinden Raum? 

Spannend ist da sicher auch die geplante Lockerung der Regeln die   Gottesdienste und Amtshandlungen betreffen. Das kirchliche Leben soll mehr der Lebensrealität der Menschen entsprechen und den Gemeinden soll mehr Freiheit gegeben werden, um zeitgemäße Lösungen für das Bedürfnis der Menschen vor Ort zu finden.

Ich muss an die zurückliegenden Erfahrungen beim Tauffest des Kirchenkreises im letzten Sommer im Stadtgarten denken. Das Ziel war es, allen Familien einen möglichst leichten und unkomplizierten Zugang zur Taufe zu ermöglichen. Und das ist auch gelungen, mit diesem wunderbaren Fest unter freiem Himmel, zu dem alle, auch Gäste, eingeladen waren. Familien, die sonst wohl eher nicht den Schritt in die Kirche gemacht hätten, aus unterschiedlichsten Gründen, fanden dort die für sie passende Möglichkeit, um die Taufe ihrer Kinder zu feiern. Leicht und unkompliziert. 

Als Gemeindepfarrerinnen und Gemeindepfarrer machen wir häufig die Erfahrung, dass es für Familien gar nicht mehr so einfach ist, z.B. Paten oder Patinnen zu benennen. 

Wer ist noch Mitglied einer christlichen Kirche in ihrem Umfeld? Auch Anfragen zur Taufe eines Kindes von Eltern, die selbst gar nicht evangelisch oder  nicht mehr Mitglieder einer Kirche sind, erreichen uns als Pfarrteam hin und wieder. Bisher musste die Taufe dann verweigert werden, wenn beide Eltern nicht evangelisch oder ausgetreten sind. 

Auf der Landessynode wird nun darüber diskutiert, ob die Taufe sogar in diesen Fällen ermöglicht werden soll, sofern eine christliche Erziehung gewährleistet ist. 

Ich bin gespannt, wie die Entscheidungen ausfallen werden. 

Für mich ist seit dem Tauffest im vergangenen Sommer noch deutlicher geworden, dass es sich lohnt über neue und kreative Ideen nachzudenken,  Hürden abzubauen, um es Menschen zu erleichtern am kirchlichen Leben teilzunehmen. Im Stadtgarten war spürbar, dass es bei der Taufe um ein  Geschenk geht, ein Geschenk Gottes, das wir mit Freude weitergeben dürfen, wenn wir dem Geist Gottes noch etwas zutrauen.

In unserer Gemeinde werden wir deshalb in diesem Jahr im Sommer unser Gemeindefest mit einem großen Taufgottesdienst unter freiem Himmel beginnen, zu dem wir ebenfalls ganz unkompliziert einladen werden.

Wir als Pfarrteam freuen uns schon jetzt auf viele Familien, die sich davon angesprochen fühlen.

Susanne Gutjahr-Maurer